Kinder,Kinder

Zwei kleine Rotznasen…

… tapsten ziemlich nervtötend drauflos plappernd, woher auch immer kommend, neben mir her, als ich schwer beladen meinen Einkaufskorb nach Hause schleppte und eigentlich gar keinen anderen Gedanken aufbringen konnte, als meine schwere Last endlich loszuwerden. Da sie sich offenbar nicht so leicht abschütteln ließen, nahm ich die beiden, ein kleiner Junge und ein Mädchen von etwa drei oder vier Jahren erst mal mit nach Hause um sie dort auszuhorchen, wie es kam, dass sie ohne Mama oder Papa alleine durch die Gegend streunten. Beide, besonders aber das kleine Mädchen, waren sehr redselig, jedoch bekam ich nichts über das, was ich  eigentlich von ihnen wissen wollte, heraus. Listig grinsten sie mich an, so als hätten sie es faustdick hinter ihren kleinen Ohren. Auf die Frage, wo sie denn zu Hause seien, deuteten sie äußerst vage die Strasse hinunter. Ob ihre Mutti sie denn nicht vermissen würde, nein, im Brustton der Überzeugung schüttelten sie ihre kleinen Köpfe. Meine beiden kleinen rotzverschmierten Engelchen schienen überhaupt keine Eile zu haben, Zeit war für sie vermutlich noch kein Begriff. Sie gehörten scheinbar nirgendwo hin und wurden auch von niemandem erwartet und sie kamen offenbar wunderbar auch ohne einen erwachsenen Aufpasser klar. Ich hätte sie trotz allem gerne nach Hause gebracht, doch konnten oder wollten sie mir ihre Adresse nicht nennen. Unterdessen unterhielten sich beide mit mir, als seien Abstecher bei Wildfremden völlig in Ordnung  für sie, eben an der Tagesordnung. Inzwischen hatte ich meine Besucher mit Bonbons versorgt, in der Hoffnung dadurch ihr Gedächtnis bezüglich ihrer Adresse etwas auffrischen zu können. Das Pärchen lutschte die Süßigkeiten hingebungsvoll, fast andächtig, so, als hätten sie nicht sehr oft Gelegenheit dazu.
Als ich schon glaubte, die beiden Süßen für den Rest meiner Tage auf dem Hals zu haben, schien sie plötzlich von einer Sekunde auf die andere die Erinnerung an ihr Zuhause zu streifen, denn sie behaupteten, nun gehen zu müssen. Auf meine Frage, ob sie denn wüssten, wohin sie zu gehen hätten, nickten sie inbrünstig. Nun gut! Ich brachte sie vor die Haustür und beide winkten mir noch einmal lächelnd zu, bevor sie um die nächste Häuserecke verschwanden…

Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

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