Der Kotzbrocken

Eine durchschnittene Kehle & ihre Konsequenzen

Wenn meine Tätigkeit davor schon wenig anspruchsvoll gewesen war, diese jetzige  war an Ödigkeit kaum noch zu überbieten.
Abwechslung brachte Mario, ein Italiener, Vorarbeiter der Betriebsplissiererei der durch und durch von sich und seinem Tun  überzeugt, meiner Kollegin und mir lange und tiefe Einblicke  in  sein Liebesleben gewährte. Mario, ein Bruder Leichtfuß und  Casanova, liebte anscheinend komplizierte Beziehungen. Leichtsinnigerweise hatte er mit einer Kollegin in der Plissiererei angebandelt, die wiederum einen äußerst eifersüchtigen Freund hatte.
Als Mario nun alle Warnungen dieses Freundes seiner Liebsten in den Wind schlug und die Beziehung nicht beendete, machte der sich mit einem Rasiermesser bewaffnet auf, Mario seinem Nebenbuhler, den Garaus zu machen. Er hatte beschlossen seinen Nebenbuhler morgens iin der Werkskantine gar nicht erst zur Rede zu stellen, sondern der Einfachheit halber sofort die Kehle durch zu schneiden. Was ihm auch um ein Haar geglückt wäre, hätte er nur ein ganz klein wenig tiefer zugeschitten So aber kam Mario gerade noch mit dem Leben davon, da eine beherzte Kollegin ihm die Halsschlagader blockierte, bis die Ambulanz kam und ihn in letzter Minute mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus brachte.
Gilla meine Kollegin und ich bekamen von diesen dramatischen Ereignissen nur über Umwege, durch Kollegen, etwas mit. Den Schock noch nicht verarbeitet, beschlossen wir beide, etwas gegen den Dramatik liebenden Mario zu unternehmen.
Eingedenk der Tatsache, dass unser durch eigenes Verschulden fast ins Jenseits geratener Kollege, sollte er in der Firma verbleiben auch in Zukunft das Mausen nicht lassen würde, wollten wir ihm in dieser Firma die Tour auf Dauer vermasseln.
Ich verfasste  also  ein Schreiben , indem wir, die Kollegen, verlangten, Mario fristlos zu entlassen, da wir nicht gewillt seien, ein erneutes Drama ähnlicher Art mit ihm zu erleben. Dies Schreiben war an die Firmenleitung gerichtet und wir ließen es von soviel Kollegen-Innen wie nur möglich unterschreiben.
Die Reaktion darauf ließ nicht lange auf sich warten. Allerdings fiel sie nicht so aus, wie wir uns dies gewünscht hatten.
Ein paar Stunden später rauschte Karin H. unsere Chefin mit kerzengeradem Rücken in unseren Zuschneideraum, besser gesagt, sie stampfte herein. Seltsamerweise fixierte sie nur mich mit ihren wasserblauen kalten Augen, als sie uns mitteilte, dass nicht ihr über alles geschätzter, tüchtiger Mario auf der Stelle entlassen sei, sondern ich und nur ich allein, die Aufrührerin und Anführerin dieses Komplotts und überreichte mir mit triumphierendem Lächeln mein Entlassungsschreiben.
Natürlich fragte ich mich, wie sie speziell auf mich gekommen war, die ich doch nur eine der Unterzeichner war. Jedoch war es im Grunde klar, ich hatte gewagt, mich mit der Firmenleitung anzulegen und hatte verloren.

Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

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