Die Steelband
Ich folgte wie magisch angezogen den seltsamen Tönen vom Erdgeschoß über den ersten in den zweiten Stock des Kaufhauses. Dort hinten am anderen Ende des großen Raums standen sie, die Verursacher. Es schienen ihrem Aussehen nach zu urteilen, Latinos zu sein. Drei Männer! Jeder einzelne hatte eine große zum Musikinstrument umgearbeitete Benzintonne vor sich, die er virtuos und sehr laut bearbeitete. Es war ein ganz unglaublicher Sound, der mich ungeheuer mitriss. Ich stand wie gebannt und hörte begeistert zu. Die Musik dröhnte gigantisch und füllte nicht nur den riesigen Raum mit den seltsam blechernden Tönen, sondern auch mich. Ich selbst war die Musik und bewegte ohne es zu bemerken in ihrem Rhythmus hin und her. Die Drei spielten Stück um Stück, ich stand noch immer da, völlig gebannt! Passanten waren gekommen und gegangen. Ich blieb! Mich faszinierten diese ungewöhnlichen Töne. Die drei Männer, die sie spielten, waren nebensächlich. Jedoch war Ihnen nicht verborgen geblieben, dass der Funke, von ihnen zu mir übergesprungen war. Besonders einer der Steelbandvirtuosen meinte ganz offensichtlich, ich sei nicht nur von der Musik eingenommen, sondern auch von ihm. Als die drei eine Pause machten, sah ich mit Entsetzen, dass er sich auf den Weg zu mir durch die Menge bahnte, mich zwischen den Passanten hindurch ansteuerte. Plötzlich wieder völlig klar, drehte ich mich abrupt um und lief so schnell ich konnte zur Rolltreppe. Ich fuhr sie nicht hinunter, ich rannte und der Fremde zielstebig hinter mir her. Er schien nicht so einfach locker lassen zu wollen. Die Verfolgungsjagd schien endlos zu dauern und ging durch sämtliche Stockwerke. Ich schlug Haken, so gut es mir möglich war. Schließlich hatte ich ihn abgeschüttelt. Aufatmend und inzwischen völlig ernüchtert fand ich mich inmitten vorbeihastender Passanten auf einer engen Einkaufsstrasse wieder.
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