Nächtlicher Horror!
Ich beschloß das dämliche Geräusch einfach zu ignorieren und hatte mich schon wieder umgedreht um weiter zu schlafen, als es sich mit Macht erneut in mein Bewußtsein drängte. Es war nicht zu überhören! Ein Kratzen, das zeitweilig in hartnäckige Scheuergeräusche überging. Angstvoll und kerzengerade saß ich auf meiner Matratze und traute mich nicht zu bewegen. Was oder wer war das? Wollte mich etwa jemand mitten in der Nacht ausrauben? Wieso gerade mich? Nicht lange nach meinem Einzug in die neue Wohnung, wachte ich eines Nachts durch merkwürdige Geräusche auf. Ich hörte ein leises Kratzen. Woher konnte das kommen? Ich befand mich im fünften Stockwerk und ganz allein in der obersten Etage des Hauses, neben dem riesigen unbewohnten Trockenboden. Das, was mir zunächst so unbeschreiblich toll erschienen war, eine eigene Wohnung ganz für mich und Gipfel der Glückseeligkeit, die auch noch hinter mir abschließen zu können, entpuppte sich jetzt als Manko. Der nächste Mieter wohnte ein Stockwerk tiefer, direkt unter mir.
Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf. Erst einmal schaltete ich mit zitternden Händen in der ganzen Wohnung das Licht an, dann nahm ich allen Mut zusammen und schlich mich ganz vorsichtig zur Wohnungstür und späte noch vorsichtiger durch den Spion. Nein, aus dieser Richtung konnte nichts kommen, denn es war niemand vor der Tür zu sehen. Wer sollte bei mir auch schon einbrechen wollen? Also weiter auf Zehenspitzen in die Küche und dort lauschen. Nichts geschah, nicht das kleinste Geräusch. Ich hatte mich anscheinend geirrt, oder? Gerade als ich mich erneut hingelegt hatte, hörte ich es wieder ganz laut und vernehmlich, ja, noch um einiges lauter und wie mir schien aggressiver als zuvor. Es war zum Auswachsen. Wieder alles Licht an. Wieder in die Küche. Diesmal waren die Töne genau zu orten, sie kamen aus der Wand, dem Herd gegenüber dort wo sich eine türähnliche kleine Klappe in neinem Mauervorsprung befand. Was war dies für eine seltsame Klappe? Was befand sich dahinter? Mein Herz klopfte zum Zerspringen. Vergeblich versuchte ich die Klappe zu öffnen. Gleichzeitig wurden die Kratzgeräusche immer stärker. Mir standen buchstäblich die Haare zu Berge. Was sollte ich tun? War es vielleicht ein Tier, das heraus wollte? Was konnte es sein? Ein Vogel? Ratten? Befand sich hinter der Klappe der Schornstein? Ich konnte vor Angst nicht mehr klar denken. Völlig verzweifelt hielt ich mir die Ohren zu! Es sollte aufhören, endlich auhören…
Nachdem ich mich am nächsten Morgen geduscht und angekleidet hatte, um zurArbeit zu gehen,marschierte ich wie üblich in die Küche, um mir Frühstück zu machen. Ich stand einige Minuten vor der bewußten Klappe und starrte sie wütend an. Nichts, aber auch gar nichts erinnerte mehr an den Horror der vergangenen Nacht. Es war so, als hätte ich alles nur geträumt.
2 Kommentare
Tom
Und war es wirklich nur ein Traum? Hast du die Klappe mittlerweile geöffnet?
Bärbel
Habe nur etwa ein Jahr in dieser Wohnung gelebt und konnte die bewußte Klappe nicht öffnen, weil sie fest verschlossen war.