Der Kotzbrocken

Ostern ganz ohne Tiefkühlpizza…

Automatisch steuerte mein Kotzbrocken die Tiefkühlpizza im Supermarkt an und griff sich ein paar davon. „Kannste sofort wieder zurücklegen“, war meine prompte Reaktion. “Hab keinen Backofen.“
„Geht das denn nicht auch irgendwie anders?” kam genauso prompt und leicht verzweifelt die Gegenfrage.
Wie denn, etwa in meiner Bratpfanne, dachte ich, während ich sein nicht unbedingt begeistertes Gesicht von der Seite betrachtete. Ich verwarf es allerdings sofort wieder, angesichts meiner Minibratpfanne. Was also kaufen, das nicht viel Mühe und trotzdem satt macht. Das einzige Gericht, das ich seinerzeit wirklich gut kochen konnte, waren geräucherte Schweinerippen mit Backpflaumen. Außer Spiegeleier und Kaiserschmarrn seinerzeit mein gesamtes Repertoire. Etwas schwierig, damit einen Typen zu begeistern, der augenscheinlich nur auf Pizza stand.
Wir beide hatten todesmutig beschlossen, die gesamten Osterfeiertage miteinander zu verbringen.
Nach dem Einkauf im Supermarkt folgte ein Spaziergang im nasskalten Fisselregen, den wir so schnell beendeten, wie wir ihn begonnen hatten, denn das Fisseln war in einen Dauerregen übergegangen. Wir flüchteten in meine kleine, aber wenigstens trockene Dachwohnung. Also erst einmal was kochen und da Schweinerippen für Ostersonntag und -Montag vorgesehen waren, blieb nur eins meiner beiden Eiergerichte übrig. Jedem von uns zwei Spiegeleier in meiner Minipfanne gebraten, das musste genügen und passte perfekt zu Ostern!
Aber was dann? Mein Kotzbrocken hatte mir sehr schnell klar gemacht, dass er kein Fernsehfan war. Ich schluckte schwer daran, dies mir, für die Fernsehen erfunden zu sein schien…
Nicht raus zu können und auch nicht gemütlich zu zweit fernzusehen, also nur reden, sich vollzutexten! Das konnte leicht in die Hose gehen.
Als es Zeit war ins Bett zu gehen, war ich heilfroh, endlich nicht mehr reden müssen, endlich pennen zu dürfen.
Das Wetter am folgenden Ostersonntagmorgen hatte sich nicht wirklich gebessert, es schiffte weiterhin, wie schon am Tag zuvor. Also blieben wir der Einfachheit halber weiterhin in der Horizontalen, auf unseren Matratzen. Nicht einfach für zwei Menschen, die noch fern davon waren, miteinander vertraut zu sein und ganz speziell für einen, meinen Kotzbrocken, der es überhaupt nicht gewohnt zu sein schien, einfach nur zu faulenzen. Zwischendurch aßen wir Rippchen mit Pflaumen, um wieder zu liegen und zu reden. Fernsehen war ja leider tabu.
Es läßt sich denken,daß wir heilfroh waren, Ostern überstanden zu haben!

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Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

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