In Gummistiefeln auf die Toilette
Alles was zu streichen und zu tapezieren war, war gestrichen und tapeziert. Wir waren eingezogen in die Wohnung von der ich nicht glaubte, dass wir in ihr oder mit ihr, egal wie, glücklich werden würden. Die wenigen Möbel, die meisten nach wie vor von mir, waren an ihrem Platz. Ich konnte nicht verhehlen, so übel war die Wohnung alles in allem nicht. Der von unserem Vermieter übernommene dunkelbraune Verlourteppichboden passte sehr gut zu meinen Möbeln, und auch später zu den gekauften braunen Stahlrohrsofas. Genauso die butterblumengelben übernommenen Vorhänge, die Gardinen, die bis zum Boden gingen, ließ ich erst einmal noch hängen. Es sah nicht unelegant aus.
Sogar an das Untergeschoß mit Schlafzimmer und Bad konnte man sich auch mit der Zeit gewöhnen, zumal es im Bad einen riesigen Spiegel gab, der fast von Wand zu Wand reichte. Ich ließ mich von den Vorzügen einlullen. Dem Loch unter dem Waschbecken im Boden, eine Art Abfluss maßen wir keinerlei Bedeutung bei. Es wurde unter einer weichen, gelben Kunststoffauflage versteckt und vergessen. Unser Vermieter hatte ganz kurz erwähnt, wenn es Hochwasser gäbe, was er selbst noch nicht erlebt hätte, würde es durch dieses Loch abfließen. Warum sich über etwas, das wahrscheinlich nie passieren würde Gedanken machen…
So verstrichen die Tage und wir begannen uns heimisch zu fühlen…bis zu dem Tag im Frühsommer als ich von einem Einkauf nach meiner Arbeit nach Hause kam. Ich war in einen heftigen längeren Platzregen geraten und klatschnass geworden. Schnell stellte ich meine Einkäufe ab, um nach unten ins Schlafzimmer zu laufen um mich umzuziehen. Als ich die gewundene Treppe schon fast unten war, erstarrte ich, im Untergeschoß stand Wasser bis zur untersten Stufe und es schien noch zu steigen. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wie konnte das geschehen, woher kam das Wasser? Ich versuchte die Schafzimmertür zu öffnen. Auch dies Zimmer stand unter Wasser genauso sämtliche Möbel, die Betten, der Schreibtisch und der Teppichboden und nicht zuletzt der von mir genähte Samtvorhang, der Kellerfenster und Kellertür nach draußen verdeckte.
Hier konnte erst einmal für längere Zeit niemand schlafen. Auch wenn das Wasser abgeflossen sein sollte. Also schleppten wir Bettzeug und Matratzen nach oben ins Wohnzimmer um dort zu nächtigen. Der Teppichboden kam auf die Teppichstange um zu trocknen.
Das Bad war nicht so schlimm dran, denn dort lag ja kein Teppichboden und konnte schnell trocknen. Von da an passierte es mindestens zweimal im Jahr, dass wir mit Gummistiefeln auf die Toilette gehen mussten und im Schafzimmer nicht schlafen konnten. Bis wir es leid waren im Aquarium zu schlafen und endgültig unser Schafzimmer aufgaben und im Wohnzimmer schliefen.