Ein Bild von mir

Eine Dame geht nur mit Hut

Er, war aus grau-blauem Pepitastoff und passte toll zu meinem Mantel in gleicher Farbe und Muster und war mein erster überhaupt. Er war hinten hochgeklappt und hatte vorn einen kleinen Schirm. Ich war sehr stolz auf ihn, meinen ersten Hut und glaubte,  totchick auszusehen. Ich trug ihn jeden Tag zur Arbeit, wenn das Wetter nicht zu heiß war und ich trug ihn auch in der Berufsschule in den Pausen, auf dem Schulhof. Ich trug ihn stolz und ganz selbstverständlich und ich bemerkte in meinem Eifer überhaupt nicht, dass außer mir kein anderer Schüler so etwas tat. Mitunter fing ich schon seltsame Blicke auf, was mich allerdings nicht im mindesten irritierte. Eines Tages allerdings, während der Hofpause, ging ein Mitschüler in die Offensive. Mit anderen Burschen grinsend an mir vorbeischlendernd sagte er laut und deutlich in meine Richtung:
„Eine Dame geht nur mit Hut!“ Da hatte er zweifelsohne recht und ich begriff wirklich nicht, was daran so amüsant war, dass die blöden Bengel derart feixen mußten. Von dem Tag an ließ ich ihn, um irgendwelchen Ignoranten den Wind aus den Segeln zu nehmen, im lieber im Klassenraum.

Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert