Impressionen

Probefahrt mit leerer Batterie

Autos


Der Kauf eines gebrauchten Autos ist immer eine difizile Angelegenheit, für Frauen ganz besonders, scheint mir. Seit Herbst letzten Jahres sind wir auf der Suche nach einem neuen fahrbaren Untersatz. Unser Previa ist uns angesichts der hohen Kraftstoffpreise auf die Dauer zu durstig. Das hört sich leichter an als gesagt, denn preiswerte Wagen haben schon ziemlich viele Flugstunden auf dem Buckel, sprich sind nicht in dem Zustand, in dem ein Auto eigentlich sein sollte. Bei Autoscout24 im Internet jedoch sehen alle Fahrzeuge makellos aus, auch die ältesten, jedenfalls aus der Entfernung, zu makellos und die Liste ihrer Eigenschaften genauso.
Also ran an den Speck, sich etwas akzeptabel Erscheinendes rausgesucht, ein sechs Jahre alter Ford Mondeo, ein Wagen in den man einigermaßen viel hineinbekommt. Nicht eine Menge Menschen, sondern in unserem Fall unsere samstäglichen Einkäufe, die für vier Familienmitglieder immer sehr umfänglich ausfallen.
Beim größten Fordhändler des Ortes suchten wir unseren Ausgewählten zunächst vergeblich. Stattdessen fanden wir lange Reihen blitzblanker Zwei- und Einjähriger. Hartnäckig suchten wir weiter und fanden ihn ganz hinten, hinter den Blitzblanken, Makellosen, so von diesen eingekeilt, dass er schon geraume Zeit nicht mehr bewegt worden sein konnte. Das bewies eigentlich auch schon der rechte, völlig platte Reifen. Ansonsten sah das Auto für seine sieben Jahre recht gut aus, es hätte ramponierter sein können. Nicht allzu viele Schrammen.
Eigentlich wollten wir unsere Entdeckung nur rundherum in Ruhe betrachten, uns an ihn herantasten, doch plötzlich stand überflüssigerweise ein Verkäufer neben uns, der ganz beiläufig fragte, ob er uns helfen könnte, und ohne dass wir wussten, wie uns geschah, saßen wir schon in der Verkaufskabine und waren mitten in der Vorverkaufsverhandlung. Schließlich machten wir einen Probefahrtstermin aus, den wir ein paar Tage später antraten.
Enthusiastisch fanden wir uns zum ausgemachten Termin ein. Der Verkäufer sagte uns ganz nebenbei, das Auto sei bereits fahrbereit und der Motor sei auch schon an. Toll, der Motor schon angeschmissen, was für ein Service. Nein, kein besonderer Service, wie sich sofort herausstellte, die Batterie war „nur“ leer und musste überbrückt werden, um den Wagen überhaupt zum Laufen zu bringen. Wir fuhren los, um den Wagen zum ADAC in Delmenhorst zum Gebrauchtwagencheck zu bringen. Kurz bevor wir starteten, bekamen wir noch kurz den Hinweis, nach Möglichkeit den Motor nicht ausgehen zu lassen, logisch, wenn die Batterie leer ist. Meiner Tochter, die noch nicht allzu lange Besitzerin eines Führerscheins war, wusste noch nicht, was es mit einer leeren Batterie auf sich hat und würgte prompt den Motor nach der nächsten Ampel ab. Zum Glück ließ er sich, oh Wunder, wieder anschmeißen. Sie würgte, weil bei unserem Previa nur an Automatik gewöhnt und nicht mehr vertraut war mit Gangschaltung und Kupplung, den Motor auf dem Weg zur Inspektion noch diverse Male ab. Jedes Mal erwartete ich ein endgültiges Aus, sah mich schon irgendwo mitten auf der Strasse in wildfremder Umgebung von einem ADAC-Helfer mühselig wieder in Schwung gebracht. Irgendwie erreichten wir dann doch noch die Werkstatt, nur eben eine halbe Stunde zu spät, wir hatten den Termin verpasst.
Es wäre zwar interessant gewesen, den Mondeo abchecken zu lassen, jedoch war uns auf dem Weg zu unserem Termin schon klar geworden, dass wir ein Auto, das ruckelte und ratterte wie ein abgehalfterter Oldtimer und noch dazu penetrant nach Nikotin roch, nicht unser zukünftiges Auto sein konnte, egal wie wenig Benzin er verbrauchte. Beim nächsten und übernächsten Autohändler war statt der Batterie der Tank fast leer, sodass wir glaubten ehe wir die Probefahrt antreten zu können, tanken zu müssen.
Dies werden nicht die letzten Überraschungen gewesen sein, die uns bei Probefahrten blühen werden. Der Weg zu einem neuen Auto zu kommen wird vermutlich äußerst steinig werden, denn die Tricks der Autohändler, Kunden und im Besonderen Frauen von Probefahrten abzuhalten scheinen vielfältig zu sein.

Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

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