Kinder,Kinder

Wer oder was konnte dieses verdammte Mikadau sein?

Wir glaubten uns verhört zu haben, unsere Einjährige hatte tatsächlich gesprochen! Aber was war dieses, was wir da gehört hatten? Zunächst waren wir ratlos. War es vielleicht eine Zusammenziehung von Maxi-Maus? Getauft war unsere Erstgeborene auf den überaus schlichten Namen Maxi. Das Maus bekam sie ziemlich bald als Anhängsel hintendran. Mein Angetrauter und ich einigten uns  schließlich darauf  eine ungewöhnliche Version von Micky-Maus. Da wir von unseren beiden Sprösslingen weder Mama, Mutti, Pappi wie es bei unseren Altvorderen Usus gewesen war, genannt werden wollten, entfiel dies  Mam, Mam, Mam-Pa-Pa-Gebrabbele. Bärbel ist für einen Sprachungeübten nicht so leicht zu artikulieren. Aus Arno konnte man jedoch ein zungenfreundliches Amma machen, was beide, erst Maxi und später Benny  undere beiden Kinder dann auch taten. Das erste verstehbare Wort unserer Ältesten jedoch war eben dieses dubiose Mikadau.
Als unsere Tochter mehr als nur dies eine Wort drauf hatte, hörte sie nicht mehr auf zu braseln. Ihr Mundwerk ging den ganzen Tag unaufhörlich und ihr Sprachstrom versiegte lediglich, wenn sie schlief. Zum Glück!
Besonders gerne textete sie uns voll, wenn sie bei längeren Fahrten hinter uns in ihrem Kindersitz in unserem Auto saß. Wir mussten uns dann ganze Opern anhören, von denen wir nicht wirklich viel verstanden, denn vom Satzbau hatte unsere Tochter noch nicht viel Ahnung und von den meisten landläufigen deutschen Wörtern genauso wenig. Im Grunde hatte sie eine neue Sprache erfunden, die Maxi-Sprache, die sich zwar im weitesten Sinn wie Deutsch anhörte, aber doch eine neue,  ganz eigenständige war.
Als das, was sie von sich gab, schon mehr zum Verstehbaren tendierte, bekamen alle Wörter mit Bl am Anfang statt des L einfach ein R und aus Bluse und Blume wurde so Bruse und Brume. Sie wollte es so, man konnte nichts machen, denn selbst, als ich sie darauf hinwies, dass es anders hieß, blieb sie dabei.
Kurz bevor Maxi ihr zweites Lebensjahr vollendete,kurz vor Weihnachten, schneite es. Es war ihr erster bewusster Schnee. Sie stand eingemummelt in unserem  Garten, streckte ihre Ärmchen gen Himmel und rief verzückt: “Krümetze  alles Krümetze”, denn sie war vermutlich der Annahme weiße Brot-oder- ich- weiß- nicht-was -für-Krümel kämen auf sie herabgesegelt!

Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

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