Die Katze in der roten Baskenmütze

Geklaute Schneeglöckchen

Em

Ende Februar begannen Schneeglöckchen zu sprießen. Sie wuchsen wild an allen möglichen Orten in für mich Stadtkind in unglaublichen Mengen.  Für mich machten die jeweiligen Standorte keine großen Unterschiede. Ob an Straßen, Feldrändern oder Vorgärten von Häusern. Am üppigsten jedoch wuchsen die Schneeglöckchen ganz in unserer Nähe, vor dem Haus des katholischen Pfarrers. Ich fand sie so schön, so verlockend, dass ich mich aufmachte,  meiner Mutter davon ein Sträußchen zu pflücken. Alles um mich herum war mir völlig egal, nur das Objekt meiner Begierde war von Interesse.
Als ich meiner Mutter mit strahlenden Augen den Strauß überreichte, fragte sie  leicht misstrauisch, woher die Schneeglöckchen denn kämen.
Mit der harmlosesten Miene deutete ich die Straße hinunter. Dort unten um die Ecke, in der Nähe der Nims vor einem Haus hätten sie gestanden, antwortete ich ganz unbefangen. Meiner Mutter schwante nichts Gutes. Sie bohrte weiter: »Standen sie etwa vor dem Haus des Pfarrers?« Ich zögerte mit der Antwort. Ja, dort hätten sie gestanden und es seien ganz, ganz viele gewesen.
Ich hatte zwar gewusst, dass es der Vorgarten des Pfarrhauses gewesen war, aber mir war nicht bewusst, etwas Unrechtes getan zu haben. Meine Mutter grinste vor sich hin und meinte, das nächste Mal solle ich nicht gerade dem Pfarrer die Schneeglöckchen klauen. Wenn ich dabei erwischt würde, könne es unangenehm für mich werden.

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Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

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