Der Kotzbrocken,  Impressionen

Das Klo hinter’m Schrank

Der Portier hinter Glas sah mich sichtlich irritiert an.  Der Druck war so groß, dass ich mich nicht scheute, im Regensburger Arbeitsamt nach einer Toilette zu fragen. Nirgendwo hatten wir unterwegs ein stilles Örtchen gefunden und wenn es deutschen Städten an irgendetwas mangelte, dann an Orten, wo man sich erleichtern konnte.

Im ersten Stock sei sie, meinte der gute Mann etwas indigniert, der wohl gewöhnt war, andere Auskünfte zu erteilen. Die Treppe hoch, dann rechts um die Ecke, dann den Gang entlang, hinter einem Schrank. Am liebsten wäre ich gerannt, so pressierte es inzwischen, dennoch ging ich relativ langsam und gesittet und zog meinen Freund zügig hinter mir her. Treppe hoch, den Korridor entlang. Alles um uns herum im Stil des neunzehnten Jahrhunderts, hoffentlich das Klo nicht auch. Aber wo war es? Hinter einem Schrank? Hinter welchem Schrank? Es gab ein Hinweisschild mit selbigem Hinweis, aber wo war das stille Örtchen dazu? Wo gab es so etwas, dass man, um zum Klo zu kommen, durch einen Schrank gehen musste? Der Flur war lang, sehr lang und ganz am Ende stand besagter Schrank. Ich war drauf und dran, die Türe zu öffnen, um durch ihn endlich zum Ort meiner Begierde zu kommen. Mein Freund konnte mich gerade noch in letzter Sekunde davon abhalten, in einem Aktenschrank zu verschwinden. Er deutete wortlos auf die WC-Aufschrift an der Tür direkt rechts neben Demselben. Ich riss die Tür auf und verschwand dahinter, gerade noch im letzten Moment.

Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

2 Kommentare

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert