Bauer als Meeresschützer, das klingt ungewöhnlich…
Ein moderner Öko-Betrieb mit 250 Milchkühen
Bauern als Meeresschützer, das klingt ungewöhnlich. Doch Ulrich Bosch und die 17 Mitarbeiter der Güter Brook und Christinenfeld in Mecklenburg-Vorpommern dürfen sich künftig so nennen. Der Öko-Betrieb hat den WWF-Wettbewerb “Ostsee-Landwirt des Jahres” gewonnen. Als die Jury sich in dem Betrieb umsah, dessen Felder im Klützer Winkel bis an die Steilküste reichen, war sie beeindruckt: “Ein professionell gemanagter Agrarbetrieb, der sich intensiv mit Nährstoffkreisläufen beschäftigt und freiwillig an Klimaschutzprojekten teilnimmt”, urteilt WWF-Jurorin Birgit Wilhelm.
Obwohl Besucher das historische Ambiente von Gut Brook eher als Veranstaltungsort und Feriendomizil kennen, ist es in erster Linie ein moderner Landwirtschaftsbetrieb mit 250 Milchkühen, der 17 Mitarbeiter beschäftigt. “Das bedeutet Nachhaltigkeit für die Region”, sagt Wilhelm. “Der Hof gibt Menschen eine Perspektive, das wirkt Abwanderung entgegen.”

Öko-Landwirtschaft mit natürlicher Stickstoffdüngung
Betriebsleiter Ulrich Bosch legt Wert auf eine breit gefächerte Fruchtfolge, pflanzt zwölf Kulturen an. Auch solche, die in der konventionellen Landwirtschaft kaum noch zu finden sind – Dinkel, Lupine, Rotklee, Weidelgras. “98 Prozent unseres Futters produzieren wir selbst, von außen kaufen wir kaum zu”, sagt der 41-Jährige.
Durch den Anbau von Futterpflanzen wie Klee, Erbsen und Lupinen sorgt der Ökobetrieb auch für natürlichen Stickstoffdünger. “Schmetterlingsblütler sammeln an den Wurzeln Stickstoff, der dann im Boden für Nachfolgekulturen zur Verfügung steht”, erläutert der Landwirt. Der Einsatz von Mineraldünger – im konventionellen Landbau üblich – ist Biobauern verboten. Dadurch sind jedoch ihre Erträge geringer. “Unser Gewinn wäre doppelt so groß, wenn wir konventionell arbeiten würden”, sagt Bosch. Größer wäre auch die Gefahr des Ausschwemmens von Nährstoffen in die Ostsee.
Seit 2009 prämiert der WWF den Ostsee-Landwirt des Jahres
“Für mehr als die Hälfte der Nährstoffeinträge in die Ostsee ist die Landwirtschaft verantwortlich”, sagt Birgit Wilhelm. Überdüngung, Eutrophierung, Algenblüte und sauerstofffreie Zonen am Meeresboden sind die Folge. Mit dem seit 2009 ausgelobten Preis “Ostsee-Landwirt des Jahres” will der WWF in allen Ostsee-Anrainerstaaten Bauern motivieren, durch den Einsatz von weniger Dünger den Schutz der Meere zu verstärken.

Dass 1400 Hektar bester Böden im Klützer Winkel ökologisch bewirtschaftet werden, geschieht auf Wunsch des Eigentümers, des Münchner Industriellen Silvius Dornier. Der über 80-Jährige sei überzeugt von dieser Wirtschaftsweise, und komme regelmäßig, um das Geschehen in Brook und Christinenfeld zu verfolgen, berichtet Hofchef Bosch.
Der Mecklenburger Betrieb setzte sich im Ostsee-Bauern-Wettbewerb gegen einen Öko-Hof in Schleswig-Holstein durch. “Auch ein guter Betrieb”, wie Jurorin Wilhelm erklärt. Der Konkurrent habe mit dem Anbau von Wildkräuter Saatgut und der Zucht der vom Aussterben bedrohten “Angler-Sattelschwein” gepunktet. “Ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt”, lobt Wilhelm. Sie bedauert allerdings, dass sich an der deutschen Ostseeküste bisher nur Öko-Betriebe um den Preis beworben hatten.


