Ein tanzender Kühlschrank
Die winzige Ausgabe unseres Ferienhauses in Dänemark, die neben der Großen stand, hatte schon oft zu Rätseln Anlass gegeben. Schon diverse Male hatten wir uns gefragt, wozu diese Miniausgabe gut sei. Eines schönen Morgens im Mittsommer wussten wir es endlich. Unsere beiden Sprösslinge kamen aufgeregt angerannt und überfielen uns mit der Nachricht: „Wir sind nicht mehr allein auf dem Grundstück!“
Tatsache, da machten sich unangemeldet irgendwelche Individuen auf dem von uns gemieteten Areal breit! Es waren ihrer Artikulation nach zu urteilen Dänen, also Eingeborene.
Sie packten äußerst geschäftig Campingtisch, Liegen und Stühle aus und machten es sich bequem. Jemand hatte sich anscheinend in den Kopf gesetzt, uns Gesellschaft zu verschaffen, Vermutlich des strahlenden Wetters und der Mittsommernacht wegen!
Die Neuankömmlinge beachteten uns nicht, grüßten auch nicht, sie behandelten uns wie Luft, so als seien wir gar nicht vorhanden. Wir allerdings konnten nicht umhin, uns staunend zu fragen, ob wir träumten. Wenn unsere neuen Mitbewohner sich allzu penetrant beobachtet fühlten, schleuderten sie empörte Blicke. Es ging auf Mittag zu und das von uns mitgemietete Telefon wurde zum ersten Mal überhaupt lebendig, es klingelte plötzlich und sehr hartnäckig. Verblüfft nahmen wir ab. Eine Stimme am anderen Ende der Leitung wünschte, halb dänisch, halb deutsch radebrechend, jemanden von denen zu sprechen, die sich da bei uns einquartiert hatten. Mein Angetrauter lief folgsam zu den Eindringlingen und überbrachte ihnen die Nachricht. Und als sei es die natürlichste Sache der Welt, kam der Ranbeorderte und führte ungerührt ein ausführliches Telefonat.
Die Firma, die uns unser Feriendomizil vermietet hatte, meinte nach eiliger Kontaktierung lapidar, sie wüssten nichts von einer Doppelbelegung, würden sich aber drum kümmern…
Meine Nerven waren inzwischen zum Zerreißen gespannt. Was war das für ein Spiel, das da gespielt wurde? Ich wandte mich der Zubereitung des Mittagessens zu, das Leben musste ja trotz aller Belagerung weiter gehen. Just in dem Moment beschloss der Elektroherd den Geist aufzugeben und kurz danach als hätten die beiden sich abgesprochen, hatte auch der Kühlschrank lust , sich zu Wort zu melden und das Chaos zu vergrößern. Zunächst zitterte und ächzte er nur leise aber vernehmlich, dann jedoch begann das Zweimetergerät immer stärker hin und herzuschwanken und anschließend in eine Art Veitstanz zu verfallen, bei dem er heftig gegen die Holzwände der Nische schlug, in der er stand. Um dann plötzlich, als sei nichts geschehen, wieder ruhig dazustehen. Wir starrten uns entgeistert an. Was war das? Hatte sich plötzlich alles gegen uns verschworen? Oder waren es nur Zufälle, die glaubten alle zur gleichen Zeit auftreten zu müssen? Denn auch unsere unangekündigten Mitbewohner waren zwei Tage später wieder verschwunden, so wie sie aufgetaucht waren. Die Reparatur des Herdes wie auch des Kühlschrank warteten wir nicht ab, unser Urlaub war zum Glück zu Ende, wir reisten ab.