Der Fahrradklau geht um!!!
Seit einiger Zeit sind unsere Fahrräder nicht mehr sicher. Sie verschwinden in regelmäßigen Abständen wie von Geisterhand über Nacht aus unserem Vorgarten. Viele Jahre lang standen die Räder aller Familienmitglieder völlig unbeachtet auf unserem Grundstück und auch davor, auf dem Gehweg. Unsere Kinder schlossen sie nie ab, auch auf intensivste Ermahnungen meines Mannes hin nicht. Aber trotz dieser Nachlässigkeiten passierte nichts. Auch ich ließ leichtsinnigerweise mein Rad sehr oft ungesichert über Nacht im Vorgarten herumstehen, denn irgendwie konnte ich sicher sein, das es niemanden gab, der sich ernstlich für unsere leicht ramponierten Räder interessierte.
Diese unbeschwerte Zeit scheint seit drei Jahren endgültig der Vergangenheit anzugehören, denn eines Nachts im Frühsommer verschwand mein ganz und gar unscheinbares aber noch relativ neues und teures Rad. Ich war so sicher, niemand könne sich dafür interessieren, dass ich zunächst gar nicht bemerkte, dass es nicht mehr wie immer unter unserem Fliederbaum im Vorgarten stand. Als ich es endlich realisierte, war ich entsetzt und geschockt. Auch die für die Versicherung notwendige Anzeige in der Polizeiwache unseres Viertels brachte nicht viel. Mein Rad war und blieb verschwunden.
Ein Jahr später verschwand dann über Mittag das ziemlich ramponierte Rad meines Sohns. Er hatte es natürlich nie gesichert, zum Teil aus Faulheit, aber auch aus der Gewissheit heraus, dass ein altes vergammeltes Rad niemanden, mit wenigstens etwas Grips im Kopf, dazu verleitet, es zu stehlen. Von dem Tag an war alles auf den Kopf gestellt, nichts war mehr so, wie es war. Selbst die alte Möhre meines Sohns, war offensichtlich ein Objekt der Begierde!
Wer konnte der Dieb sein? Über die Tatsache hinaus, dass mein Sohn kein Fahrrad mehr hatte, entbehrte die Sache nicht einer gewissen Komik. Wer klaute im Ernst alte vergammelte Fahrräder?
Mir fiel plötzlich ein, dass mir meine beiden Kinder davon berichtet hatten, eine ältere Frau gesehen zu haben, die sich auf einem Fahrrad mit Anhänger fahrend, sehr genau alle Vorgärten angesehen hatte. Nein, das konnte nicht sein, was hatte eine alte Frau, auch wenn sie nicht besonders sympathisch wirkte, mit gestohlenen Rädern zu tun? Wie konnte das sein? Meine Kinder berichteten mir weiter, dass hinter dem Häuserblock, in dem diese Frau lebte, eine Menge alter Fahrräder herumstanden, Fahrräder, die anscheinend nie bewegt wurden. Ich fuhr langsam an diesem Häuserblock vorbei, sah mir den nicht vertrauenerweckend aussehenden, wie hingeworfen wirkenden Haufen von Rädern an. Waren mein Rad und das meines Sohns darunter? Wenn ich es tatsächlich geglaubt haben sollte, so wurde ich enttäuscht. So einfach war es anscheinend nicht.
Ich sah die alte Frau häufiger und beobachtete sie misstrauisch. Einmal, als wir uns direkt begegneten, beobachtete ich, wie sie direkt vor mir stoppte, sich wegduckte und die Straße zurücklief. Wie ich von meinem Sohn erfuhr, war sie die Großmutter einer Klassenkameradin und es schien unter den Jugendlichen allgemein bekannt zu sein, dass sie etwas mit gestohlenen Fahrrädern zu tun hatte, ja es wurden in der Schule nicht wenig Witze darüber gerissen.
Ich fragte mich, wie es sein konnte, dass anscheinend so viele über die Aktivitäten dieser Frau Bescheid wussten, es aber hinnahmen. Niemand versuchte ihr das Handwerk zu legen, nicht einmal die Polizei. Als ich den Diebstahl des Rades meines Sohnes anzeigte, machte ich den Beamten auf die vielen gehorteten Räder hinter dem Häuserblock und auf die alte Frau, die fahrradfahrend die Gegend sondierte, aufmerksam. Entschuldigend und resigniert lächelnd antwortete er lapidar, die bewusste Person sei bekannt und würde beobachtet. Na, toll und was brachte uns das? Die Polizei beobachtet also und inzwischen klaut die Alte lustig weiter… Aber unsere neuen Räder nicht mehr, wenn ich es verhindern kann, ich werde es ihr so schwer wie nur irgend möglich machen. Mein Rad lasse ich nur noch mehrfach verbarrikadiert herumstehen und die meiner Kinder übernachten wie Siamesische Zwillinge zusammengeschlossen und festgezurrt.