Impressionen

Die Unorthodoxe

Im Herbst letzten Jahres fuhr ich wie jeden Samstag mit meiner Tochter zum Wochenmarkt, um uns mit Obst und Gemüse für die kommende Woche einzudecken.
Angesichts des frühen Morgens war außer uns noch nicht viel los auf den Straßen. Wir starteten, überquerten die erste Kreuzung und wurden gleich bei der zweiten durch eine rote Ampel gestoppt. Niemand war weit und breit zu sehen, außer unserem roten Previa und einer Fußgängerin, die unsere Fahrbahn kreuzte. Nichts wirkte an dieser Frau, die in den Vierzigern zu sein schien ungewöhnlich. Doch als sie sich anschickte die Straße zu überqueren tat sie es nicht, wie ein Mensch dies normalerweise tun würde, nein, sie positionierte sich quer zum Übergang und begann zu unserer maßlosen Überraschung seitwärts, mal in größeren, mal kleineren Sprüngen vor uns über die Strasse zu hüpfen. Auch als sie die gegenüberliegende Straßenseite erreicht hatte, schickte sie sich nicht an, sich einer normalen Gangart zu befleißigen, sie hüpfte völlig unbefangen weiter den Gehweg entlang und entschwand seitwärts hüfend unseren Blicken, so als sei dies, was sie tat, das Selbstverständlichste der Welt.
Derart verblüfft von dem, was da vor unseren Augen abgelaufen war, hatten wir die für uns inzwischen grüne Ampel völlig vergessen. Gerade noch im letzten Moment, die Ampel sprang schon wieder auf gelb, gaben wir Gas, um unseren Weg weiter fortzusetzen.
Ich drehte mich noch einmal um und versuchte noch etwas von der Hüpfenden zu erhaschen. Doch sie war, wahrscheinlich in größeren oder kleineren Sprüngen, inzwischen unserem Blickfeld entschwunden.

Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

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