Die beiden Rattenfänger
Sehr schnell gewöhnten sich unsere beiden Adoptierten nicht an uns, vor allem nicht an ihre neue Katzenschwester Hasi-Hasi, die sie mit Argusaugen betrachteten. Stöpsel verzog sich, um seine Ruhe zu haben, sehr oft in eine ruhige Ecke, denn jegliche Art von Betriebsamkeit war ihm suspekt und zwei Katzenmädchen überstiegen seine Toleranz bei weitem. Um einen wirklich ungestörten Platz zu erwischen, machte er auch vor der Trommel unseres Wäschetrockners nicht halt. Seine Schwester Püppi hatte eine andere Methode sich dem Trubel von zwei Katzen und einem allzu aufdringlichen Kleinkind zu entziehen.
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Sie unternahm lange und ausgedehnte Wanderungen. Als wir sie durch Zufall dort entdeckten, wo sie eigentlich gar nicht hätte sein dürfen, nämlich ziemlich weit von unserem Haus entfernt, nahmen wir sie eines Tages zu einem abendlichen Spaziergang mit, um sie zu testen. Sie marschierte neben uns, meinem Mann und dem Buggy mit unserer Tochter her, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Sie machte natürlich Abstecher links und rechts in die Büsche, kam aber brav immer wieder zu uns zurück. Äußerst mysteriös, wenn man bedachte, dass sie sich erst wenige Monate in Bremen befand. Wie kam sie zu dieser Ortskenntnis in der kurzen Zeit? Konnte das angehen?
Irgendwann nahm ich Püppi, unsere Wanderkatze auf den Arm und wir schlugen den Heimweg ein. Ich wollte nicht riskieren, dass sie uns doch noch irgendwann abhanden kam.
Seltsamerweise kamen meine beiden Adoptivkatzen, obwohl sie vom Land stammten, irgendwie nicht mit Ratten und Mäusen klar. Mitunter machten sie sich zwar gemeinsam daran, eine Ratte zu jagen. Sie ließen sie dann jedoch halbtot liegen, setzten sich einander gegenüber um die Ratte zwischen sich, fassungslos anzustarren.
Da mir dies Verfahren als Ausbund der Tierquälerei erschien, fasste ich den Entschluss die Sache so schnell wie möglich zu beenden. Aber wie? Erst einmal scheuchte ich die beiden Versager von Katzen fort, dann überlegte ich, wie ich die Leiden der halbtoten Ratte so schnell wie möglich beenden könnte. Ich nahm mir also unseren Spaten schloss meine Augen, biss die Zähne fest zusammen und schlug zu. Ich öffnete meine Augen, die Ratte zuckte immer noch… Wie entsetzlich! Wie grauenhaft! Ich musste noch zweimal zuschlagen bis das arme Tier wirklich im Jenseits war.
Danach war ich völlig fertig, saß zusammengesunken auf einem Gartenstuhl. Was hatte ich getan? Wie konnte ich nur, wie konnte ich die arme Ratte ermorden? Ich beschloss mich nie, aber wirklich nie wieder als Rattentöter zu betätigen.