Der Kotzbrocken

Eisenberg …

Ich starrte angestrengt auf die Karte die auf meinen Knien lag und auf die rot eingezeichnete Umgehung. Sie musste einfach da sein, sie musste verdammt noch mal existieren. Laut Plan tat sie das auch, nur in der Realität eben leider nicht. Fast die gesamte Strecke vom Harz bis Kassel glich einer einzigen Baustelle. Der ADAC hatte uns vorsorglich den Rat gegeben, besser den fahrbahnverengten und hoffnungslos überlasteten Abschnitt zu umgehen und die Autobahn bei Oberaula zu verlassen. Dann eine kurze Umgehung zu fahren, um ein wenig weiter südlich bei Unteraula unsere Fahrt auf der A7 gen Süden fortzusetzen. Alles war prima geplant und es konnte laut ADAC gar nichts schief gehen. Jedoch fanden wir sie nicht, die Umgehung so sehr wir auch wild in der Gegend herumkurvten. Es gab sie nicht. Statt ihrer jedoch fanden wir ein Hinweisschild zum Eisenberg. Vielleicht ging es ja gerade über Diesen zur Umgehung. Also rauf auf ihn, was blieb uns auch schon anderes übrig. Die Alternative wäre die Rückfahrt zur Autobahn  gewesen. Gemessen allerdings an der Zeit, die wir benötigten um auf besagten harmlos Wirkenden hinauf und von ihm wieder herunter zu kommen, hätte es übrigens auch der Mount Everest oder der K2 sein können. Wir fuhren, fuhren und fuhren endlos in Serpentinen, durch einen tiefen dunklen Rotkäppchenwald, nur der böse Wolf fehlte uns noch zu unserem Unglück, bis wir glaubten den Gipfel erreicht zu haben. Einige Male verfuhren wir uns und landeten auf morastigen Waldwegen, denn die Ausschilderung war überaus  miserabel. Übrigens begegneten wir seltsamerweise während der gesamten Kurverei keinem anderen Auto. Weshalb waren wir die Einzigen, die nach dieser Umgehung suchten? Als wir uns endlich oben angekommen glaubten, dachten wir leichtsinnigerweise es geschafft zu haben, das Gröbste hinter uns zu haben und der Rest nach unten sei jetzt nur noch ein Klacks. Doch dies war ein Trugschluss. Es war wie verhext, die Fahrt nach unten war mindestens so lang und kompliziert wie die nach oben. Wieder durch tiefen dunklen Tannenwald mit einer ähnlich miesen Beschilderung wie rauf und unendlich vielen Umgehungen. Wo war verdammt noch mal der Ausgang? Genauso wenig wie wir hinauf gefunden hatten, fanden wir von diesem dusseligen Eisenberg herunter. Das konnte irgendwie nicht war sein. Gab es den Berg überhaupt oder hatten wir uns vielleicht nur alles eingebildet? Was es auch immer war, ob dies dämliche Ding verhext war oder nicht, es hatte erheblich zu lange gedauert. Genauso gut hätten wir es riskieren können die Zeit friedlich in einem Stau zu verbringen.
Das Finden und Einfädeln in die A7 war dann tatsächlich nur noch ein Klacks. Wir schworen uns demnächst ADAC Empfehlungen etwas kritischer zu sehen und ihnen nur noch mit großen Vorbehalten zu folgen.

Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

Ein Kommentar

  • Simone

    Gerade jetzt im Sommer ist es mit den Baustellen wieder besonders Schlimm geworden. An jeder Ecke wird gebaut, manchmal völlig ohne Grund nur damit das Geld der Städte und Gemeinden alle wird. Das mache Leute jeden Tag zur Arbeit müssen wird meist gar nicht bedacht

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