Auf gar keinen Fall wollten wir so ohne weiteres klein bei geben, kampflos der kreischend bunten Plastikwelt das Feld überlassen! Besser unseren kleinen Hosenscheißer der gähnenden Langeweile anheim oder sich durch den Frust zum Holzspielzeug durchkämpfen zu lassen, als das!
Wir hatten einen Korb mit kleineren und größeren geschliffenen und polierten Baumscheiben gut erreichbar für unsere krabbelndes Kleinkind aufgestellt. Selbstverständlich hatte ich dem kleinen Wuschelkopf vorgemacht, was sie damit anstellen konnte, jedoch zeigte sie je älter sie wurde, den mehr oder weniger mühsam gesammelten Scheiben die kalte Schulter. Auch für die kleinen beim Trödler erstandenen Holzschälchen und die selbstgenähten Waldorfpüppchen, mit denen man doch so schön Mutter und Kind hätte spielen können, hatte sie plötzlich nicht viel übrig. Favorit war stattdessen das große massive Holzschaukelpferd mit dem man ordentlich rumtoben konnte und natürlich ihr Dreirad. Auf gar keinen Fall waren wir bereit, unser Kind in die gigantisch großen Arme der Playmobil- und Legomafia zu treiben. Das war doch Ehrensache! Stattdessen sammelten wir stoisch weiter bei jedem Waldspaziergang Äste und Zweige, die dort ja zur Genüge herumlagen und fertigten besagte Holzscheiben daraus, die unser Kind genauso gut über einander türmen konnte, wie gekaufte Holzklötze oder Plastikklötze. Nebenbei hatten diese Baumscheiben noch den unschlagbaren Vorteil nichts zu kosten. Aus eben diesen kostenlosen Baumscheiben bastelte ich schließlich für unsere Erstgeborene eine richtig schöne lange Klapperschlange mit Holzperlen zwischen den einzelnen Gliedern, die schön Krach machen und man mit herrlichem Getöse hinter sich herziehen konnte. Dies selbst Herstellte, meinten wir, mein Angetrauter und ich, biete der Phantasie erheblich mehr Raum, als die buntbemalte gekaufte Variante, wenn es sie denn überhaupt gab und wirkte darüber hinaus so entzückend archaisch.
Auf gar keinen Fall wollten wir so ohne weiteres klein bei geben, kampflos der kreischend bunten Plastikwelt das Feld überlassen! Besser unseren kleinen Hosenscheißer der gähnenden Langeweile anheim oder sich durch den Frust zum Holzspielzeug durchkämpfen zu lassen, als das!
Drei Jahre hielten wir tapfer stand, im vierten Jahr dann waren wir endlich mürbe. Unsere Tochter hatte gesiegt, nicht auf ganzer Front, aber doch soweit, dass wir ein gebrauchtes, wild durcheinander gewürfeltes gebrauchtes Paket mit Legosteinchen, Zahnrädchen, Kurbelwellen, Schirmchen und Figürchen besorgten und siehe da, unsere Tochter baute zufrieden völlig selbstvergessen in ihrem Sandkasten ihre eigene kleine Märchenwelt.
Unsere Ideologie hatte kräftige Risse bekommen und sie sollte mit den Jahren noch weitaus größere bekommen.