Ein furzendes Katerchen

„Der ist guat beinander, gell?“

…blubberte es in tiefstem Bayrisch aus dem Mund des Bauern, der mit etwas glasigen und leicht hervortretenden Augen, stolz auf seinen Eber deutete. Das Tier, ein riesiges Exemplar, eher einem Rhinozeros ähnelnd als einem Hausschwein, wankte, sein eigenes Gewicht augenscheinlich nur schwer tragen könnend, über den Bauernhof. Das Bemerkenswerte an dem Tier, deshalb auch die stolze Bemerkung seines Besitzers, waren neben seiner imponierenden Größe, seine ebenso imponierenden Hoden. Die hingen, aufgeblasenen Luftballons gleich, an seinem Hinterteil und veranlassten das Tier augenscheinlich, sich schön langsam und ausgeglichen zu bewegen, so dass ihnen ja nichts passierte.
Als das Monster von einem Schwein sich auf seinem Rundgang umdrehte, präsentierte es uns zur Abwechslung sein Vorderteil, seine kleinen, nicht unbedingt freundlich blickenden blauen Augen und vor allen Dingen seinen riesigen Eberkiefer mit einem wirklich stattlichen Gebiss.
Laut unserer Wanderkarte führte der Weg, den wir benutzen wollten, just über diesen Hof. Nun standen wir hier perplex, nicht gewöhnt über fremde Bauernhöfe zu marschieren und schon gar nicht daran gewöhnt, dabei auf Eber solcher Ausmaße zu treffen und trauten uns nicht weiter. Auf unsere besorgte Frage, ob wir hier richtig seien und besagter Wanderweg tatsächlich über seinen Hof ginge, bekamen wir die oben aufgeführte Antwort. Der gute Bauer hatte uns Norddeutsche offensichtlich nicht verstanden und wohl gemeint, dass uns der Eber zu einem bewunderden Ausruf veranlaßt hätte. Zusätzlich zu dem bedrohlichen, imponierend großen Schwein, das da vor uns auf und ab wanderte, sprang nun auch plötzlich giftig knurrend, mit gefletschten Zähnen und gekräuselter Schnauze, ein schwarzer Höllenhund auf uns zu, bereit jeden Moment zuzuschnappen. Mein noch nicht Angetrauter und ich unterließen es tunlichst, unsere Frage nochmals zu stellen, sagten Tschüß und traten so schnell und so unauffällig wie möglich den Rückzug an.

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Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

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