Gesellschaft,  Politik,  Twitter,  Umwelt

Pestizide töten unsere Singvögel…

P1280814 Kopie… denn Pestizide töten Insekten, Singvögel ernähren sich aber von Insekten! Da  ihnen auf diese Weise ihre Nahrungsgrundlage entzogen wird, werden auch somit die Singvögelpopulationen kleiner!

Pestizide töten Vögel – Langzeitfolgen kaum abzusehen

Das Insektizid Imidacloprid geriet in der letzten Zeit vor allem durch seine negativen Auswirkungen auf Bienen in die Diskussion. Imidacloprid ist der am häufigsten verwendete Insektizid im Agrarsektor. Es wird  auch im Gartenbau zur Saatgutbehandlung eingesetzt. Hierbei wird das Saatgut mit dem Pestizid ummantelt und in den Boden gesät.

Dieses Pestizid schädigt das zentrale Nervensystem der Insekten, die Folgen: sie werden gelähmt, desorientiert und sterben.

Ist Ihnen auch aufgefallen, dass die Zahl der Singvögel in unseren Gärten und  Parks erheblich geschrumpft ist?

Ich verfolge diese Entwicklung bereits seit einigen Jahren aufmerksam und hatte zuerst – das gebe ich zu – des Nachbarn Kater in Verdacht. Ich konnte ihn beinahe vor mir sehen, wie er sich – mit Lätzchen geschmückt und Messer und Gabel bewaffnet – all die niedlichen Singvögel und ihre Nachkommen aus unserem Garten schmecken ließ. Als ich realisierte, dass nicht nur unser Garten von diesem traurigen Schwund betroffen ist, sondern die Vogelpopulation europaweit schon seit Jahren abnimmt, verwandelte sich der mörderische Kater wieder in den schnurrenden Schmusekater, der seinem Besitzer ab und an eine Maus als Geschenk mit ins Haus bringt. Ob dieser so ein Geschenk zu schätzen weiß? Ich wage es zu bezweifeln.

Nein, des Nachbarn Kater ist nicht der Grund für den europaweiten Rückgang der Vogelpopulation. Die Schuld daran tragen ganz andere.

Ja, es ist ruhig geworden in unserer kleinen Idylle. Kein Rotkehlchen badet mehr an unserem Bachlauf, kein Zaunkönig kommt neugierig, aber vorsichtig einige Schritte näher und beäugelt uns. Das emsige Treiben, das Aufplustern und Untertauchen von Herrn und Frau Amsel, um danach das Gefieder zu schütteln, immer auf der Hut dabei – vorbei. In diesem Jahr sehen wir ab und an ein verlorenes Amselmännchen in unserem Garten. Ob es das vom letztem Jahr ist, jetzt ohne Partnerin? Ich würde es gerne wissen. Zwischendurch weiß auch eine Taube das Wasser unseres Teiches zu schätzen und in Nachbars Kirschbaum sitzen hin und wieder zwei Elstern. Wenn sich der Kirschbaum wundern könnte, hätte er in diesem Jahr allen Grund dazu gehabt. Wurde er doch nicht – wie all die vielen Jahre zuvor, von einer Horde Stare  „überfallen”, die seine Kirschen beinahe komplett vernaschten. Die Kinder in der Nachbarschaft freuten sich über die Extraportion Kirschen – wir Erwachsenen fanden es mehr als gruselig.

Zu glauben, dass man ohne weitere Auswirkungen in die Natur eingreifen kann, ist mehr als nur überheblich – es ist irrsinnig.

Zu wissen, welche Auswirkungen das entwickelte Mittel auf die Umwelt hat und es trotzdem weiter zu verkaufen, ist ein Verbrechen und zeigt mal wieder, dass Profit vor dem Verstand regiert.

Der ganz normale Menschenverstand sagt einem, dass Pestizide nicht nur auf Zielorganismen Auswirkungen haben. Nun legen eine stetig steigende Anzahl von Studien offen, dass wir nach und nach – aber in einer enormen Geschwindigkeit – unsere Umwelt zerstören – und mit ihr all das Leben, das Jahrmillionen gebraucht hat, um sich zu entwickeln.

Ende Juni wurde eine weitere dieser Studien veröffentlicht. Sie zeigt, dass eine ganze Reihe Lebewesen durch den Einsatz von Pestiziden gefährdet ist. In dieser Studie geht es um das Pestizid Imidacloprid, das von der Firma Bayer 1985 entwickelt worden ist. Dieses Pestizid gefährdet heimische Singvögel, insbesondere insektenfressende Singvögel wie Drosseln, Lerchen, Schwalben, Spatzen und Stare.

Den Wissenschaftlern der niederländischen Radboud-Universität Nijmegen und dem Sovon Center für Ornithologie ist es gelungen nachzuweisen, dass die Vogelpopulation gerade dort signifikant zurückgeht, wo sich Gewässer mit einer hohen Pestizid-Konzentration befinden (häufig in der Nähe landwirtschaftlich genutzter Felder). Ein Rückgang der Vogelpopulationen in diesen Gebieten lässt sich bereits seit vielen Jahren in Europa beobachten.

Die Insekten verbringen ihr Larvenstadium in den Gewässern und nehmen dort das Gift auf. Nun gilt es noch herauszufinden, ob die Vögel schlicht und einfach verhungern oder durch vergiftete Insekten getötet werden.

Einige Vogelarten nehmen das Gift auch direkt über das behandelte Saatgut auf.

Zur Studie: Declines in insectivorous birds are associated with high neonicotinoid concentrations

Andere Studien haben bereits gezeigt, dass auch wir zu den betroffenen „Nicht-Ziel-Organismen“ gehören.

Seit vergangenem Jahr dürfen in der EU Pestizide dieser Stoffgruppe nur noch beschränkt eingesetzt werden. Zum Schutz der Bienen dürfen für vorerst zwei Jahre in Mais-, Sonnenblumen-, Raps- und Baumwollkulturen keine Neonicotinoide mehr eingesetzt werden.

Die betroffenen Produzenten Syngenta und Bayer haben beim Europäischen Gerichtshof Klage gegen die EU-Verbote eingereicht und nehmen weiterhin das Ende der Artenvielfalt in Kauf.

Netzfrau Kerstin Hördemann

Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.