Quelle: Ernst-Ludwig von Aster und Anja Schrum
Um die Flüchtlings- und Migrationspolitik in Ostmitteleuropa war es zuletzt einigermaßen still geworden, bis Dutzende Randalierer am Neujahrstag im nordostpolnischen Ełk fremdenfeindliche Ausschreitungen entfesselten (Näheres hier). Passend dazu (wahrscheinlich ein zeitlicher Zufall) veröffentlichte der Deutschlandfunk nun in seiner grundsätzlich äußerst hörenswerten Reihe Gesichter Europas einen ebenfalls äußerst hörenswerten Beitrag zur polnischen Flüchtlingedebatte. Begrenzte Solidarität lautet der Titel, und er verweist nicht nur auf die verbreitete Skepsis im Land gegenüber Migranten, insbesondere aus dem arabisch-afrikanischen Raum. Das Wort Solidarität/Solidarność erinnert in Polen sofort und ganz automatisch an die antikommunistische Gewerkschafts- und Freiheitsbewegung der 80er Jahre. Damals, zu Zeiten des Kriegsrechts, flüchteten bzw. emigrierten rund 1,3 Millionen Polen, rund die Hälfte davon in die Bundesrepublik (viele von ihnen waren zumindest teilweise deutscher Abstammung).
Soll heißen: Polen erlebte in den 80er Jahren viel Solidarität, im eigenen Land, aber eben auch im westlichen Ausland. Wäre es da nicht das Mindeste, jetzt, da es Polen wirtschaftlich gut geht, anderen zu helfen, die Not leiden? Ob es sinnvoll ist, solche Rechnungen aufzumachen, muss jeder für sich entscheiden. Der dlf-podcast jedenfalls fängt viele Facetten der aktuellen polnischen Flüchtlingsdiskussion und der historischen Hintergründe ein.
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