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Herbstlicher Lebensspender blühenden Efeu nicht beschneiden

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Eine Umfrage unter Bienen, Wespen und Schmetterlingen würde dem Efeu sicher allerbeste Beliebtheitswerte bringen. Blüht die Kletterpflanze doch erst, wenn sonst nur noch wenige Nektarquellen zur Verfügung stehen. Praktisch alles, was sechs Beine hat, kommt im Herbst hier vorbei.

Faltenwespen und Solitärwespen sind an Efeu besonders häufig. –

Feuerwanzen findet man vor allem an Linden und Malven, im Herbst darfs auch Efeu sein.

Der Admiral ist ein typischer Efeublütenbesucher. –

Auch Distelfalter tanken vor dem Abflug nach Süden noch einmal am Efeu auf.

Honigbiene auf einem ihrer letzten herbstlichen Flüge
Nun kann man aus den für den Menschen giftigen Efeufrüchten gewiss keine berauschenden Getränke brauen. Doch schon früh entdeckte man die medizinische Wirkung des Efeus, vor allem als Hustenlöser war er beliebt und wird er noch heute benutzt. Wie man seit kurzem weiß – Forscher der Uni Bonn fanden es heraus – wirkt das im aus Blättern gewonnenen Efeu-Extrakt enthaltene Alpha-Hederin auf unser Nervensytem. Dabei werden die Atemwege angeregt, schleimlösende Stoffe zu produzieren, und gleichzeitig kommt es zu einer Erweiterung der Bronchien

Auch eine Umfrage unter Bienen, Wespen und Schmetterlingen würde dem Efeu sicher allerbeste Beliebtheitswerte bringen. Blüht die Kletterpflanze doch erst, wenn sonst nur noch wenige Nektarquellen zur Verfügung stehen; meist ab Ende August und dann bis in den November oder sogar Dezember hinein. Die in einer Halbkugel angeordneten, unscheinbar gelbgrünen Blüten sind völlig offen, so dass Besucher aller Art einen offen gedeckten Tisch vorfinden. Praktisch alles, was sechs Beine hat, kommt im Herbst hier vorbei, von Ameisen über Fliegen, Schwebfliegen aller Art, Wespen, Bienen und Falter. Selbst Marienkäfer weichen nun mangels Blattläusen gerne auf energiereichen Blütennektar um.

Unter den Schmetterlingen fallen vor allem die schwarz-rot-weißen Admirale auf, die man auch an Fallobst findet. In diesem Jahr ließen sich am Efeu zudem einige Distelfalter sehen. Dieser Wanderfalter kam im Frühjahr 2009 in seit Jahrzehnten nicht mehr gesehenen Mengen aus dem Süden zu uns und vermehrte sich prächtig. Während der allergrößte Teil ab Ende August in wärmere Gefilde abzog, harrte der eine oder andere Distelfalter noch bis in den Oktober hinein aus.

Letztes Gnadenbrot
Für manche Insekten ist der Efeu-Nektar das letzte Gnadenbrot. Während Ameisen die kalte Jahreszeit unterirdisch verbringen und Marienkäfer ebenfalls Verstecke aufsuchen, überwintern bei den Faltenwespen nur die Königinnen. Die Männchen, ebenso wie alle Arbeiterinnen, sterben im Herbst.

Die im Winter heranreifenden Früchte werden vor allem von Staren und Drosseln gerne gefressen. – Foto: Helge May

Efeu-Blatttypen: Links ein junges, stark gebuchtetes Blatt, rechts ein glattrandiges Blatt von einer alten Pflanze. Blüten tragen nur die alten Triebe.

Die Efeublüte beginnt gegen Mitte September und zieht sich bis in den Spätherbst. – Foto: Helge May

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Auch nach dem Verblühen ist der Efeu eine wichtige Nahrungsquelle. Die im Winter blauschwarz heranreifenden Früchte werden vor allem von Staren, Amseln und anderen Drosseln gerne gefressen. Bis Efeu zur Blüte kommt, dauernd es allerdings acht bis zehn Jahre.

Efeu kann mehr als 200 Jahre alt werden und über 20 Meter hoch klettern. Die in der Jugend langsam wachsende, später aber bis jährlich zwei Meter treibende Pflanze bildet zunächst ausschließlich Klettertriebe mit den typischen drei- bis fünflappigen Blättern aus. Erst im Alter bilden sich oben überhängende, kletterwurzelfreie Blütentriebe mit rundlichen Blättern. Efeu lässt sich mit Stecklingen einfach vermehren. Doch Achtung: Stecklinge aus Blütentrieben entwickeln niemals Kletterwurzeln, sie eigenen sich nur als Bodendecker. Efeu ist übrigens „lichtscheu“, das heißt, die Triebe wachsen zur vom Licht abgewandten Seite. Deshalb gedeiht er im Halbschatten und Schatten besser als in gleißender Sonne oder an strahlend hellen Wänden.

Helge May

Jahrgang 1948, werde ich auf dem Gut Groß-Below in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach der Flucht aus der DDR, lande ich mit meinem Vater, einem Hochbauingenieur, meiner Mutter und deren Mutter über mehrere Stationen, in Rheinland-Pfalz und der Eifel, schließlich im Ruhrgebiet...

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