Storch im Salat
Mein zweites Buch
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Gewitter im Klo…
Es wurde von Tag zu Tag schwüler, so daß jeder, bis auf mich, das unvermeidliche Gewitter kaum erwarten konnte. Ich wollte zwar auch eine Abkühlung, jedoch auf gar keinen Fall ein Gewitter, denn ich hatte vor dem Krachen und Blitzen eine panische Angst. Hätte es irgendein winziges Loch gegeben, so wäre ich während eines Gewitters hineingekrochen.
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Winterfreundin…
Ich hatte entdeckt, dass sie genauso gerne Schlittschuh lief wie ich, aber genau wie ich nicht besonders gut. Sigrid war ein etwas unscheinbares dunkelhaariges Mädchen mit Ponny-Kurzhaarfrisur, die ein klein wenig an eine traurige Spitzmaus erinnerte. Von ihrem Wesen her war sie angenehm friedlich, zuverlässig und vor allem gewillt, mit mir Unsportlicher auf dem Eis ihre Runden zu drehen.
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Weihnachtsschnökerei
Ich ließ eigentlich keine Puppe so wie sie war und spielte nicht auf herkömmliche Weise mit ihnen, so wie vermutlich andere Mädchen. Ich zog sie sofort aus und zweckentfremdete sie. Puppen waren im Grunde stinklangweilig. Um so erstaunlicher war es, dass ich mir mit meinen dreizehn Jahren noch einmal eine wünschte.
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Der Roller…
Der vierundzwanzigste Dezember rückte heran und somit auch die Bescherung unter dem Weihnachtsbaum, der noch nicht sehr üppig geschmückt war. Vor ihm stand eine von meinem Vater gebastelte Puppenstube. Sie hatte zwei Räume, ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer und war, O Wunder, mit richtigen kleinen Möbeln ausgestattet. Daneben stand noch ein anderes Geschenk. Ich konnte kaum glauben, daß es für mich sein sollte, es war ein richtiger Roller aus Metall mit Reifen, Klingel, Bremse und auf dem Hinterrad ein kleiner Gepäckträger.
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Das Hexenhäuschen
In der Vorweihnachtszeit bekam ich zum ersten Mal in meinem achtjährigen Leben einen Weihnachtskalender. Keinen Flachen, sondern ein Hexenhäuschen aus Pappe mit vierundzwanzig Fensterchen, eins für jeden Tag bis zum Heiligabend. Ich konnte es kaum erwarten, morgens ein Fensterchen davon öffnen zu können. Nie wieder hatte ein Weihnachtskalender diese Faszination für mich wie in diesem Jahr.
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Mein erster Hut…
…war für mich sichtbares Attribut des Erwachsenseins! Mit Vierzehn erstand ich ihn von meinem ersten Lehrlingslohn, die für mich unendlich schwer erarbeiteten vierzig Mark!
Er war aus grau-blauem Pepitastoff und passte fantastisch zu meinem Mantel in gleicher Farbe und Muster. -
Klüngelskerle…
…hatten für mich etwas Abenteuerliches und höchst Unkonventionelles. Es waren Männer, die mit Pferd und Wagen im Ruhrgebiet der fünfziger und sechziger Jahre Sperrmüll sammelten und verwerteten, sprich zu Geld machten. Restmüllverwertungen im heutigen Sinn gab es noch nicht.
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Die Stopfnadel
Mein ehrgeiziger Vater litt gelegentlich unter der Hexe, einer Verkrampfung seiner Lendenwirbelmuskulatur, wenn beruflich mal wieder etwas nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hatte. Autoritär, und durch und durch von seiner Arbeit überzeugt, konnte er es nur schwer ertragen, wenn bei einer Arbeitsbesprechung sein von ihm gar nicht geschätzter Vorgesetzter sich das Recht herausnahm, in fertige Baupläne mit einem Rotstift Änderungen hineinzuzeichnen. Er war es gewohnt, als Ingenieur und Bauleiter selbständig zu arbeiten und er hasste Menschen abgrundtief, die sich in seine Arbeit einmischten und ihm zusätzlich seine Baupläne unbrauchbar machten.
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Nitribit im Fleischerladen
Mitunter begleitete ich meine Mutter zu ihren täglichen Einkäufen. Es gab so einige Stationen, die wir in schöner Regelmäßigkeit anliefen. Zum Beispiel waren da das Obst und Gemüsegeschäft, der Bäcker, bei dem meine Mutter nicht nur Brot, sondern auch fast täglich Kuchen, meist Plunderstücken, kaufte. Seltener kaufte sie bei Albrecht, einem ziemlich kleinen Geschäft mit einem Tresen, aus dem später die Aldikette wurde, denn das Angebot war dort nicht gerade üppig.
Regelmäßig allerdings erstand sie Bohnenkaffee im Kaisers Kaffeegeschäft. Auch aus diesen kleinen, eher winzigen, Filialen wurde später ein Konzern. Bei Kaisers wurde es auch für mich endlich interessant, denn es gab hier nicht nur Kaffee, sondern auch jede Menge Süßigkeiten. Gelegentlich fiel hier für mich, je nach meinen augenblicklichen Vorlieben, Nussschokolade oder Himbeerbonbons ab. -
Maulsperre
Eines Tages spürte ich während des Mittagessens einen scharfen Schmerz, nahe meinem rechtem Ohr im Kiefergelenk. Es tat höllisch weh und dazu war es mir unmöglich den Mund zu schließen und das durchzukauen, was ich mir da vorhin in den Mund geschoben hatte. War der Bissen zu groß gewesen, hatte ich den Mund zu weit aufgerissen? Es war mir schleierhaft.