Egoismus oder Eigenliebe

Etwas, was sich bei mir erst dann geändert hat, als es mir ziemlich dreckig ging, war meine Einstellung zu dem, was wirklich wichtig war und was nicht. Erst dann war ich bereit, mich und meine Bedürfnisse wichtiger zu nehmen, als beispielsweise die Bedürfnisse meiner Familie. Ich habe den Eindruck, dass die Wechseljahre Frau, egal ob es bei ihr knüppelhart kommt oder nicht, dazu bringt sich und ihre eigenen Bedürfnisse mehr zur Kenntnis zu nehmen. Das bedeutet, sie wird egoistischer und das ist gut so. Frauen, so auch ich, neigen sehr oft dazu die Bedürfnisse ihrer Lieben über ihre eigenen zu stellen und so über ihre Grenzen hinweg zu gehen, zu ackern. Alle um mich herum sollen zufrieden sein, es soll glatt und perfekt laufen, nur keine Angriffsfläche bieten, nur keine Disharmonie.
Damit haben die Wechseljahre aufgeräumt. Sie haben mich sukzessive mit dem Wechsel meiner Hormonzusammensetzung sturer und unempfindlicher werden lassen, gegenüber den Bedürfnissen anderer und sie haben mich bereiter sein lassen, notfalls meine eigenen Bedürfnisse mit Klauen und ausgefahrenen Krallen zu verteidigen. Sprich meine Agressionsbereitschaft ist größer geworden.
Was sich auch geändert hat, mein Wunsch um jeden Preis zu gefallen, speziell Männern, also auch meinem Eigenen.
Da ist etwas weggefallen, was erheblich freier und leichter macht. Jetzt bin ich in der Lage, Männer schön aus immer größerer Distanz zu betrachten, denn ich muss mich mit ihnen nicht mehr auf Deubel komm raus arrangieren, aber ich kann, wenn ich will. Ich glaube, es ist viel wichtiger geworden mich selbst zu akzeptieren, als immer nach außen zu schielen und es von anderen haben zu wollen. Umso schöner ist es dann, wenn unverhofft trotzdem ein Feedback kommt.

2 Kommentare

  • Angelika Fleckenstein

    Liebe Barbara,
    auf Ihre Seite hier bin ich mit einem Suchbegriff gestoßen, an den ich mich heute nicht mehr erinnern kann. Was ich vor einigen Monaten hier las, hat mich schmunzeln und mit dem Kopf nicken lassen.
    Was Sie oben beschreiben – wie auch in den anderen Beiträgen – spricht mir sehr aus meiner Seele und geht in vielem Hand in Hand mit eigenem Erleben. Die Schweißausbrüche bleiben mir zwar relativ erspart, aber einige andere Symptome, die auch ich in keiner Publikation fand bzw. von denen die Ärzte auch nichts oder nicht viel wissen, finde ich bei mir. Insofern war ich erleichtert, dass es eine Frau gibt, die mit ähnlichen “Erscheinungen” zu tun und sie öffentlich gemacht hat. Aus diesem Grund werde ich diese, Ihre, Seite mit meinem Blog verlinken, damit auch andere betroffene Frauen den Weg hierher finden.
    Was Sie im obigen Beitrag schreiben, finde ich sehr interessant. Nicht nur, weil ich die gleichen Beobachtungen mache, sondern weil ich – für mich – auch eine Erklärung gefunden habe. Sind wir nämlich in den Wechseljahren, haben wir einige “weibliche” Aufgaben, die uns naturgemäß zugeschrieben werden, erledigt. Den Partner fürs Leben haben wir (wahrscheinlich) gefunden, Kinder geboren, um die Spezies zu erhalten, sie aufgezogen und ein Stück weit ins Leben begleitet.
    ENDLICH !!! dürfen / müssen wir an uns denken. Puh! Ein weiter Weg, aber immerhin. Wir stehen in der Lebensmitte – so denke und fühle ich – und haben die andere Hälfte unseres Daseins, um mehr oder weniger ganz für uns selbst da zu sein. Ich denke tatsächlich, dass zu dem natürlich-biologischen Prozess auch der Bewusstwerdungsvorgang für uns selbst so beabsichtigt ist. Ich bin der Ansicht, es dürfte auch mit weniger physisch-psychischen Symptomen einhergehen, aber vielleicht oder sehr wahrscheinlich sogar ist das ein Muss. Da wir unser Bewusstsein selbst unter größten Belastungen auf das Wohlergehen unserer Lieben statt aufs eigene (angekratzte) Befinden konzentrieren, werden wir durch den Wechseljahre-Prozess quasi gezwungen, auf und in uns selbst zu schauen.

    Bleibt mir noch, zu sagen, dass ich Ihre Seite immer wieder mal besuchen werde und gern den einen oder anderen Kommentar hinterlasse. Gedankenaustausch unter Gleichbetroffenen erscheint mir persönlich weitaus wertvoller, als eine Unterhaltung mit einem Arzt.

    Ich wünsche Ihnen einen wundervollen Tag.

    Herzliche Grüße
    Angelika F.

    • Barbara

      Liebe Angelika,

      doch, es kann ein sehr weiter Weg zu sich selbst sein und selbst wenn man ihn gefunden hat, bleibt man nicht zwangsläufig auf Spur! Zwar helfen die Wechseljahre auf sich aufmerksam zu werden und zu sein, aber wir weiblichen Wesen sind halt so konstruiert dem Wohlergehen seiner Lieben mehr Aufmerksamkeit zu schenken als einem gut tut! Immer wieder auf “seinen Weg” zurück zu kehren ohne Schaden zu nehmen ist nicht ganz einfach!
      Es freut mich, wenn mein Blog Ihnen gefällt.

      Herzliche Grüße
      Barbara

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