Eine Frau stirbt zweimal?

Ein nicht mehr ganz zeitgerechtes Zitat, wie mir scheint., oder doch? Worauf nimmt dieses Zitat Bezug? Wohl auf die Tatsache, dass uns die sogenannte Gebärfähigkeit in oder nach den Wechseljahren flöten geht und diese verlorene Fähigkeit mit dem Tod gleichgesetzt wird.
Ich muss zugeben, dass es nicht leicht für mich war, einsehen zu müssen, nun endgültig keinen Nachwuchs mehr bekommen zu können, obwohl ich dem Vermehrungstrieb genüge getan und zwei Kinder geboren hatte. Vielleicht hätte es noch ein Kind mehr sein können, doch zwei waren zeitweise auch schon stressig genug.
In dieser Zeit konnte ich von sogenannten Gebärsendungen diverser Fernsehsender nicht genug bekommen.
Immer und immer wieder litt, freute und weinte ich mich mit all den gezeigten Gebärenden und wurde mit ihnen wieder und wieder Mutter.
Aber ich war auch heilfroh, dies alles nicht noch mal in der Realität durchleben zu müssen. Ich war froh, aber es erfasste mich auch Wehmut, dies den jüngeren Frauen überlassen zu können, zu müssen!
Irgendwann wandelte sich meine Wehmut in, ich will nicht sagen Gleichgültigkeit, aber doch einem Gefühl des distanzierten Interesses. Heute überfällt mich keine Trauer mehr beim Anblick Schwangerer und Gebärender. Ich bin heil froh, diese Zeit meines Lebens hinter mir gelassen zu haben.
Das Muttersein bleibt mir jedoch, Mutter meiner Kinder so vermute ich, werde ich wohl den Rest meiner Tage bleiben.
Kann ich froh sein, heutzutage als Frau nicht ausschliesslich auf meine Gebärfähigkeit reduziert zu sein?
Es ist leider eine Tatsache, dass mit dem Verlust der Gebärfähigkeit, in und nach den Wechseljahren, sprich dem auch sichtbaren Älterwerden, auch ein Verlust an Attraktivität für den männlichen Anteil dieser Welt einher geht.
So ganz leicht zu ertragen ist es nicht, in den Augen der männlichen Spezies, übrigens auch meiner Altersgenossen, nur ganz selten Interesse, viel öfter jedoch Gleichgültigkeit zu erkennen. Der Funke springt nicht mehr so leicht über. Viel öfter ruhen ihre Blicke mit Wohlgefallen auf einer zwanzig, dreissig Jahre Jüngeren, Faltenloseren als auf einer Gleichaltrigen.
Es ist natürlich nicht so, dass mir dies alles erst jetzt in den Wechseljahren oder in der sogenannten Menopause auffällt, nein tut es nicht, aber es wiegt plötzlich schwerer.
Auch dies ist ein Abschied, wie der Abschied vom Gebärenkönnen ein Abschied von der Jugend, der Attraktivität.

2 Kommentare

  • Birgit

    Hallo Frau Wenzel-Winter
    Ich habe heute mit Interesse ihr Buch über die Wechseljahre gelesen und habe mich in verschiedenen Beschreibungen wiedergefunden.
    Beim Lesen des Berchtes Eine FRau stirbt zweimal bin ich richtig zornig geworden.Sie schreiben die Fähigkeit der Gebärfähigkeit zu verlieren mit Tod gleichgestzt werden kann.Das es ihnen schwehr gefallen ist nicht mehr fruchtbar zu sein und das sie dem Vermehrungstrieb genüge getan haben.
    Ich gehöre zu den Frauen die ungewollt Kinderlos sind.Ich habe 15 Jahre darum gekämpft ein Kind zu bekommen.Ich mußte in dieser Zeit feststellen das Frauen die mit diesem Problem nicht zu kämpfen hatten kein Verständnis hatten.Im Gegenteil ich mußte mir noch an hören warum ich ein Kind möchte.Ich habe schon in anderen Büchern über die Wechseljahre über den Verlust der Fruchtbarkeit gelesen und wie schlimm es für die Frauen ist.Wer denkt an die Frauen die sich ein Kind gewünscht haben und immer zuschauen mußten wenn eine Freundin nach der anderen ihre Kinder bekamen.Was für seelische Qualen wir durchstehen mußten.
    Ich möchte sie mit meinen Zeilen nicht angreifen.Es würde mich freuen wenn sie sich ein paar Gedanken darüber machen würden.Ansonsten hat ihr Buch mir sehr gut gefallen. Ich bin vor 2 Wochen 50 geworden und habe schon etliche Symptome der Wechseljahre.Aber ich habe meinen Kampf der Kinderlosigkeit mit all den Unverständnis der mir entgegengebracht wurde überlebt. Da denke und hoffe ich gut durch die Wechseljahre zu kommen.
    In der Hoffnung das sie sich nicht angegriffen fühlen wünsche ich ihnen alles gute.

  • Barbara

    Hallo Birgit,

    ich danke Ihnen sehr für Ihre Mail. Ich war zwar sogenannte Spätgebärende mit Fünfunddreißig, jedoch bin ich heute Mutter von zwei Kindern. Ich kann also nicht aus der Sicht einer Frau schreiben, die aus welchen Gründen auch immer, keine Kinder bekommen konnte. Es hat sich halt anders gefügt. Natürlich kann ich Ihre Verzweiflung schon ein wenig nachvollziehen, denn nach einem Schwangerschaftsabbruch mit dreiunddreißig und einer Blasenmole kurz darauf, glaubte auch ich, dass es mit Kindern nicht mehr klappen würde. Also so ganz ohne Verzweiflung auf dem Gebiet ist es bei mir auch nicht abgegangen. Ich verstehe Sie in ihrem Wunsch Kinder haben zu wollen sehr gut, denn bei mir war es nicht anders. Es gibt auch nicht wenig Frauen, die sich keine Kinder wünschen und die dem mit absolutem Unverständnis gegenüber stehen. Auch dies muß man leider so hinnehmen.

    Ich wünsche Ihnen nun alles Gute für Ihren künftigen Lebensweg.

    Herzliche Grüße
    Barbara

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.