Toleranz und Akzeptanz

Ich bin mit meinem Mann jetzt fast dreißig Jahre zusammen. Wir haben manche Krise durchgestanden in dieser Zeit, aber diese Zeit der Wechseljahre ist bisher die größte und heftigste überhaupt gewesen.Die Zeit der Wechseljahre scheint eine Zeit, in der plötzlich wieder nicht richtig verdaute und verarbeitete Dinge hochkommen und danach verlangen in Ordnung gebracht zu werden. Irgendwie verlangt alles danach, neu geordnet zu werden.
Wir sogenannten 68iger, zu denen auch mein Mann und ich gehören, glaubten anders als unsere Eltern, sprich offener, aufgeklärter mit allen möglichen Dingen des Lebens umzugehen. Dies war Pflicht, dies war Programm. Trotz allem gelingt es uns nicht wirklich, offener sensibler mit den Phänomenen des Alterns umzugehen, als die Generationen vor uns. Altern macht uns ratlos, sprachlos. Wahrscheinlich eine ähnliche Sprachlosigkeit, wie sie auch zwischen meinem Vater und meiner Mutter geherrscht haben mag. Wer lehrt uns mit dem Altern umzugehen?Vermutlich das Altern selbst.
Diese, unsere Krise, ist eine Krise der Anpassung an unerbittliche biologische Gegebenheiten. Sie ist vermutlich deshalb so heftig, weil sie in noch weitaus stärkerem Maße als jemals zuvor in unserem Leben Toleranz und Anpassung verlangt.

3 Kommentare

  • Sabine

    Hallo Bärbel,
    ich bin 44 und laut meiner Frauenärztin mitten in den Wechseljahren, andererseits hätte ich sie aber auch nichr gebraucht, um das festzustellen;)).
    Im Moment wird mir so richtig bewusst, dass die jungen Jahre vorbei sind und ich habe Angst davor, dass ab jetzt Alles nur noch abwärts geht und die schönste Zeit in meinem Leben unwiderbringlich vorbei ist. Auch mich macht das Altern, obwohl ich erst ganz am Anfang stehe, rat- und sprachlos und der Wechsel verändert mich, ohne dass ich es irgendwie unter Kontrolle habe, ich bin dünnhäutig und nicht belastbar und meine Umwelt hat dafür kein Verständnis und verlangt, dass ich funktioniere. Das Alles macht mich traurig und aggressiv. Hoffentlich kommt bald eine Zeit, in der ich mich wieder wohler mit mir fühle…

    Trotz des traurigen posts alles Gute für dich von
    Sabine

  • Ingrid K.

    Hallo Barbara,

    nachdem ich diese Seite entdeckt, durchgelesen – und mich darin größenteils wieder erkannt habe – möchte ich auch ein feedback abgegeben.
    Mir fiele ja zu jedem Artikel hier was ein – doch versuche ich mich aufs Wesentliche zu beschränken…
    Ich kann mich obigem Bericht von Sabine vorbehaltlos anschließen – genau das sind die Gefühle, die auch ich bei mir festgestellt habe.
    Dass es einen jedoch schon mit 44 erwischen kann, finde ich tragisch…
    Ich bin wenigstens ein Jahrzehnt älter, Jahrgang 55.
    Doch wenn man zwar unter weniger extremen Körperbeschwerden leidet – aber gleichzeitig mit schwierigen Lebensumständen kämpfen muss, wie es bei mir der Fall ist, haut es einen um..
    Mit dem Gefühl der Erfolglosigkeit auch noch diese Aussichten – nee danke…
    Das Beste ist, sein Schäflein schon vorher ins Trockene gebracht haben – bevors losgeht.
    Ich habe auch geglaubt, dass das Klimakterium was Natürliches sei – und daher gar nicht so wild – Pustekuchen!
    Mit der Ideologie der 68er bin ich ebenfalls aufgewachsen: Bloß nicht so werden wie die Alten! Forever young…
    Wir haben den Jugendkult letztendlich erfunden, der heute überall herrscht. Und jetzt müssen wirs selber ausbaden, haha…
    Ja, dieses Alter verlangt nach Bilanz! Im Angesicht des nahenden Endes muss man sich überlegen, was für einen persönlich am wichtigsten ist – damit man es noch erleben kann in diesem Leben!
    Der Countdown läuft.

    • Barbara

      Hallo liebe Ingrid,

      ich bedanke mich für Ihren Kommentar. Da ich weiß, wie schwer es sein kann, in den Wechseljahren den Kopf über Wasser zu behalten, hoffe ich, dass sie bald wieder ein wenig Boden unter den Füßen bekommen. Es gibt bei aller Turbulenz auch ruhigere Phasen, auch wenn man mitten drin steckt und es nicht glauben mag.

      Herzliche Grüße
      Barbara

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