Allgemeines

Wechselhafte Inkontinenz …

…ist ein Phänomen, daß mich seit nun beinahe zwanzig Jahre gelegentlich begleitet. Gemeint ist, auf die Toilette zu müssen, aber das Gefühl zu haben, den richtigen Zeitpunkt verpasst zu haben und nicht schnell genug das Klo zu erreichen. Es gibt Zeiten, da meine Schließmuskulatur prima funktioniert. Selbst nach stundenlanger Kloabstinenz schaffe ich es locker auf die Toilette. Dann aber gibt es Phasen, da es eben nicht so locker funktioniert, meine Blasenschließmuskulatur verrückt spielt und ich um keinen Preis daran denken darf, ob ich es wohl noch schaffe, zwei Etagen nach oben zu rennen, aufs Örtchen! Dann kann es passieren, kurz vor dem Ziel meiner Wünsche, daß mich, das, was ich um jeden Preis zurück halten wollte, unkontrolliert verläßt  und ich rein gar nichts dagegen tun kann!
Schlimmer ist es allerdings unterwegs, denn innerhalb Bremens gibt es nur wenige öffentliche Toiletten und wenn dann immer genau da, wo ich sie gerade nicht brauche. Um dieses Problem auszuschalten benutzte ich kürzlich zum ersten Mal seit meiner Babyzeit etwas Windelartiges, nämlich eine Pampers für Erwachsene, eine Höschenwindel. Macht nichts, dachte ich mir, ist immer noch besser als  untenrum mit nassen Klamotten herumzulaufen. Aber genau da kam mir die sechzig  Jahre lange Dressur in die Quere, nur auf dem dafür vorgesehenen Ort zu pinkeln und pfui doch nicht mehr in die Windel, böses Kind !!!!!!!
Ich mußte zwar plötzlich entsetzlich nötig,  trotzdem kam nicht der kleinste Tropfen heraus! Die Überwindung war riesengroß es einfach laufen zu lassen. Als es dann passierte stand ich da, wie angenagelt und konnte mich nur und ausschließlich auf das konzentrieren, was da untenrum lief! Zum Glück stand ich gerade unauffällig vor unserem parkenden Auto und tat als suche ich etwas innerhalb unseres Wagens.
Man stelle sich vor, der Drang hätte mich mitten auf der Straße oder im Supermarkt ereilt, ich wäre  paralysiert stehen geblieben um das zu beoachten, was da in meiner Hose vor sich ging. Das zweite Mal war dann schon unproblematischer, besser ist allerdings in jedem Fall man kann bei seinem Windelgeschäft sitzen. Zweimal war ich bisher mit Pampers unterwegs aber zum Glück ist die Windelzeit im Moment vorbei und ich halte es länger aus, als noch vor zwei Monaten. Was allerdings nicht bedeutet, daß ich es zu Hause immer rechtzeitig aufs Örtchen schaffe!

 

8 Kommentare

  • Martin

    Sehr geehrte Frau Wenzel-Winter,
    Hut ab, dass Sie den Mut haben, diese Problematik überhaupt zur Sprache zu bringen. Obwohl in Deutschland je nach Schätzung vier bis acht Millionen Menschen auf die eine oder andere Weise von Inkontinenz betroffen sind, handelt es sich dabei nach wie vor um ein Tabuthema. Die meisten Betroffenen igeln sich ein, wissen noch nicht einmal, dass es adäquate Produkte gibt, wie Windeln und Vorlagen, die große Sicherheit geben. Als Betroffener habe ich die Erfahrung gemacht, dass selbst manche Ärzte und Apotheker mit der Thematik überfordert sind und man als Patient häufig auf sich allein gestellt ist. Man muss sich aber immer vor Augen halten, dass man/frau mit der Inkontinenz nicht allein ist, sondern es Millionen Menschen ebenso geht, es sich also quasi um eine Alltagserscheinung handelt. Ich wünsche Ihnen weiterhin so viel Mut und Selbstvertrauen.

    • Barbara

      Ich freue mich sehr über Ihren Kommentar Martin! Stimmt, Inkontinenz ist genauso ein Tabuthema wie so viele andere. Darum ist es ja so wichtig nicht den Mund zu halten, sondern darüber zu schreiben oder zu reden und das Thema aus der Tabuzone herauszuholen!Je mehr und öfter darüber gesprochen wird, um so besser!

      Herzliche Grüße
      Barbara

  • Anita

    Liebe Barbara,

    Ähnliche Beschwerden habe ich, seit ich Mitte 40 war. Sie wurden nach und nach häufiger und schlimmer. Inzwischen bin ich 60 und trage fast rund um die Uhr Windeln. Auch zuhause erreiche ich die Toilette oft nicht.
    Wichtig ist, sich darüber klar zu werden, dass die Windel ein Hilfsmittel ist, ähnlich einer Brille oder einem Gehstock. Im Grunde also etwas ganz Alltägliches.
    Der Umstand, sich trotz heftigen Harndrangs nicht erleichtern zu können, ist mir durchaus bekannt. Hier hat mir die “progressive Muskelentspannung” nach Jacobson geholfen, die ich bei einer Psychotherapeutin erlernt habe.

    • Barbara

      Hallo Anita,

      Schön, daß sie etwas gefunden haben, das Ihnen hilft und Erleichterung verschafft!
      Vielleicht aber könnte Ihnen eine osteopathische und eine klassische homöopathische Behandlung Ihre Inkontinenz weitesgehend zum Verschwinden bringen!

      Herzliche Grüße
      Barbara

  • Birgit Groh

    Hallo Frau Wenzel-Winter,

    vielen Dank für diesen offenen Bericht! Ich denke mal, dass es enorm vielen Frauen so geht. Mir übrigens auch. Es gibt ja eine enorme Auswahl von Produkten, die auf unser Problem und unsere Altersgruppe zugeschnitten sind. Darf ich fragen, wie es Ihnen inzwischen damit geht? Benötigen Sie noch Windeln? Falls Sie damit in der Öffentlichkeit immer noch diese Probleme haben, kann ich Ihnen eine sehr gute therapeutische Hypnotiseurin empfehlen, die mir wirklich einfühlsam in dieser Situation geholfen hat. Ich habe so gelernt, die Windel als Hilfsmittel zu sehen, mit dem ich meine Blase wieder entleeren kann, wann und wo ich will, statt meinen Alltag von der Dranginkontinenz oder Reizblasse bestimmen zu lassen.

    Liebe Grüße,
    Birgit

    • Barbara

      Hallo Birgit,
      schön,dass Sie so positiv mit Ihrer Inkontinenz umgehen. Nein, ich trage keine Höschenwindeln aber gelegentlich Vorlagen. Mitunter ist meine Inkontinenz stärker oder schwächer ausgeprägt und ich bin immer noch dabei, mich damit abzufinden, dass ich sie habe.

  • Hannelore

    Hallo Barbara,
    möchten Sie uns eventuell ein Update geben, wie es Ihnen mit Ihrer Inkontinenz geht? Etwa in Form eines Artikels. Das Problem betrifft ja so viele Leute. Nicht nur uns Frauen, sondern auch viele Männer ab einem gewissen Alter. In den Drogerien sind mittlerweile ganze Regale voll mit Windelprodukten. Trotzdem wird kaum darüber gesprochen.

    Herzliche Grüße,
    Hannelore

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